Freitag, 7. Oktober 2011

... just friends ...


eigentlich wollte ich ja gerade nur einen kommentar auf der seite von christina hinterlassen, aber blogger blockt meine worte (das wäre jetzt auch ein thema ...) - dabei hätte ich ihr so gerne zu ihrer wiedergefundenen freundin gratuliert (christina, wenn du das hier liest: ich freue mich für dich und karo).


biggi.deluxe.fotografie
 
denn so ähnlich ist es mir in diesem jahr auch ergangen. und es ist in der tat sooo schön, jemanden aus der vergangenheit wiederzufinden, der sogar noch steckbriefe aufbewahrt hat, die man im alter von fünfzehn jahren verfasst hat. es ist einfach großartig, diese dann dem eigenen sohn vorlesen zu können, der sich selbst gerade in diesem durchaus spannenden alter befindet. und der sich nun königlich darüber amüsiert, dass seine mutter bereits zu dieser zeit als lieblingsgetränk "bacardi-cola" angegeben hat und romantische gefühle für ihren damaligen mathematiklehrer hegte. dieser pädagoge unterrichtet im übrigen in der heutigen zeit nun den sohn im fach informatik. irgendwie leider nicht mit dem gleichen erfolg wie damals die mutter in mathematik ... und dies führte kürzlich sogar zu einem wenig romantischen wiedersehen anlässlich einer leistungsbesprechung aus gegebenem anlass. ach ja, ich habe es vorgezogen inkognito zu bleiben, denn dem sohn wäre es sicherlich ein wenig unangenehm gewesen, hätte seine mutter anekdoten von anno dazumal zum besten gegeben. wie zum beispiel die offenbarung, besagtem "alten knacker" (o-ton sohn) vom kassettenrecorder über das schnurtelefon "ballade pour adeline" vorgespielt zu haben. die töne dieses romantischen klassikers klingen derzeit übrigens wieder durchs haus, denn der sohn übt klavier ... ob er den vortrag in der musikschule seiner klavierlehrerin gegenüber auch mit etwaigen romantischen gefühlen verknüpft, entzieht sich meiner kenntnis ...




biggi.deluxe.fotografie


aber ich bin wieder ein wenig abgeschweift ... meine brieffreundin hat mir kürzlich sogar ein handgeschriebenes gedicht von hermann hesse geschickt ... es steht nun eingerahmt auf unserem sideboard und ich denke an sie, wann immer ich es anschaue. es ist überhaupt wunderbar, einen "echten brief" zu bekommen. alleine die vorfreude auf seinen inhalt, wenn ich ihn im briefkasten finde. viele seiten mit lieben worten, erinnerungen und bildern. zwischen all den epost-briefen, emails, sms, facebook-nachrichten und blog-posts erscheint es wie ein altmodisches überbleibsel aus nicht mehr modernen zeiten ... der sohn würde wohl nie und nimmer auf die idee kommen,  einen "echten brief" zu schreiben ... wozu auch, die notwendigkeit ist abhanden gekommen, die "all-inklusive-handy-flatrate" eines bekannten discounters lässt keine wünsche offen ... für mich war es in besagtem spannenden alter ja noch durchaus schwierig, am telefon über all die weltbewegenden dinge zu sprechen, die nun mal unbedingt mitzuteilen waren, wenn freundin oder freund nicht persönlich anwesend sein konnten. unverfänglich waren da noch gespräche über angesagte düfte wie "janine d." oder "my melody" (kennt die noch jemand?) ... die neuesten LPs (weiss noch jemand, was das ist?) von "supertramp" und "pink floyd" rissen interessierte elterliche zuhörer auch nicht vom sessel. aber themen wie "lieblingsgetränke in form von bacardi-cola" wären da schon heikler gewesen ... denn das telefon stand im flur und es hatte eine schnur die es unmöglich machte, es aus der elterlichen reichweite zu entfernen. zwar haben die eltern stets versucht, den eindruck zu vermitteln, ganz im bann der abendlichen fernsehunterhaltung zu stehen, aber die sich an so manches telefonat angeknüpften auseinandersetzungen haben sie dann doch entlarvt ...




biggi.deluxe.fotografie

also habe ich schon damals gerne briefe geschrieben ... ob ich diese liebe allerdings dem schnurtelefon zu verdanken habe, ist nur schwer zu ergründen. auf jeden fall hatte ich vieeele brieffreundinnen und auch einen brieffreund aus dortmund. und beinahe auch einen stammeshäuptling aus einem fernen afrikanischen land ... nachdem ich dann aber seinem wunsch, ein ganzkörperfoto von mir in luftiger badebekleidung einzuschicken, nicht nachgekommen bin, hat er sich wohl eine andere königin gesucht. ich hatte ja damals in einer mädchenzeitschrift eine "brieffreundschaften-gesucht-anzeige" aufgegeben. und es war sowas von spannend, im jugendzimmer bei kirschtee aus dem getöpferten service, sandelholz-räucherstäbchen-duft und musik von joan baez, barcley james harvest und leonard cohen all die vieeelen briefe zu lesen. leider hatte ich allerdings in jener "kontaktanzeige" aufgrund fehlender lebenserfahrung auch meine telefonnummer veröffentlicht ... das ständig bimmelnde schnurtelefon im flur hat daraufhin die beziehung zu den eltern doch ein wenig belastet. insbesondere die anrufe männlicher kontaktsuchenden waren für den vater der lebensunerfahrenen tochter eine ganz besondere herausforderung. nur gut, dass der afrikanische stammeshäuptling in seinem werben vom medium telefon abstand genommen hat ...




biggi.deluxe.fotografie



zu dieser zeit begann auch die brieffreundschaft zwischen kerstin und mir, sie dauerte einige jahre an, wir haben uns nie persönlich kennengelernt und schließlich verloren wir uns aus den augen ... ja, bis sie daheim ihren dachboden aufräumte, meine briefe mit der elterlichen telefonnummer fand und kontakt mit der mutter daheim aufnahm. die mutter besitzt im übrigen mittlerweile zwar ein recht modernes, schnurloses telefon, der standort im flur ist jedoch seit jahr und tag der selbe ...

bevor ich jetzt noch einen musikalischen gruß, aus gegebenem anlass diesmal speziell für kerstin, auswähle, wünsche ich euch ein entspanntes wochenende. vielleicht schreibt ihr einfach mal wieder einen "echten brief" ... denkt mal nach, es gibt bestimmt jemanden, dem ihr damit eine ganz besondere freude machen könntet ...



time it was, and what a time it was, it was
a time of innocence, a time of confidences.
long ago, it must be, i have a photograph,
preserve your memories, they're all that's left you.


words by paul simon