bevor der urlaub nunmehr eine ferne erinnerung wird, nehme ich euch heute mit ans ende der welt ... in die bretagne, nach "finistère". dort hatten wir uns in lesconil, einem kleinen, idyllischen fischerort ein gemütliches ferienhaus direkt am meer gemietet und zum ersten mal ohne den sohn eine ganze woche auszeit verbracht. der sohn freute sich wie ein könig, sieben tage allein zu hause bleiben zu dürfen ... war die aussicht auf feuchtfröhliche grillfeiern und entspanntes chillen im heimischen garten zusammen mit den freuden doch für ihn um einiges verlockender als ein gemeinsamer urlaub mit den eltern am ende der welt ...
und bis ans ende der welt ist es eine lange reise ... vor vielen jahren haben wir unsere urlaube schon einmal in der bretagne verbracht und weil es so schön war, immer davon gesprochen, dort unbedingt wieder einmal hinfahren zu müssen ... aber wie das so ist im leben, viele sommer zogen ins land und bis zu diesem jahr sollte das wiedersehen schließlich warten müssen. bis ich diese kleine ferienhausvermittlung entdeckte, die auf ihrer liebevoll gestalteten seite das hübsche steinhaus angeboten hat, in das ich mich sofort verliebte ... kontakt wurde aufgenommen und nach einigem hin und her war das häuschen gebucht ...
und schon im weltweiten netz sah alles so wunderbar aus, war alles so liebevoll fotografiert und beschrieben ... und dann vor ort war alles noch viel schöner ... das kleine haus war so geschmackvoll erbaut und eingerichtet ... die stolzen besitzer, gaby & alain, haben uns so freundlich und aufmerksam empfangen, dass wir unseren urlaub vom ersten moment an in vollen zügen genießen konnten. ach, und das licht ... la lumière ... und die luft ... l'air ... wenn ich jetzt daran denke, dann überfällt mich eine große sehnsucht nach all den schönen stunden, die wir dort verbringen konnten. an die sonne, die uns jeden tag verwöhnte, so dass wir im warmen sand liegen, im meer baden und tatsächlich das salz auf unserer haut spüren konnten ...
ich erinnere mich an den lauen sommerabend, an dem wir baguette, salami, käse und kühlen weisswein nebst gläsern, geschirr und besteck aus dem ferienhäuschen in unsere strandtasche gepackt (liebe gaby, lieber alain ... das musste sein) ... unseren "tisch" auf den felsen direkt am meer zu einem vorzüglichen abendessen gedeckt haben ... gegessen, getrunken, aufs weite meer hinausgeschaut, die brandung auf den felsen und unserer haut gespürt und auf den sonnenuntergang gewartet haben ... face à la mer ... bis wir uns mit unserem korb wieder auf den fussweg über den strand und durch die dünen "nach hause" gemacht und uns müde und glücklich auf bequemen kissen ausgestreckt haben. es war ein wunderbarer abend ... ich werde noch lange daran denken ...
wir haben in penmarc'h den großen "phare d'eckmühl" erklommen um von hoch oben auf die kleineren leuchttürme tief unten blicken zu können ... und um vielleicht vom einen ende der welt weit hinter dem ozean das andere ende der welt erspähen zu können ... ich habe mich ganz klein gefühlt dort oben und gleichzeitig ganz groß in mir ... habe mir gewünscht, einmal leuchtturmwärter sein zu dürfen, allein mit dem meer, dem wind und den wellen und der unendlichkeit ... there is a light somewhere ... it's time to dream ...
meer
ich wollte dich beschreiben
doch da hatten
deine wellen schon
meine gedanken
hinter den horizont getragen
ins erste morgenlicht
so stehe ich hier
und schweige
umgeben vom rauschen
und der unendlichkeit
des augenblicks
(engelbert schinkel)
wir haben am hafen von guilvinec auf die fischer gewartet, als sie am abend von ihrem arbeitstag auf dem meer zurückgekehrt sind ... wir haben so viele fischerboote gesehen, dass ich überlege, ein memory zu basteln, aus den ganzen schiffen mit ihren wohlklingenden namen, die ich fotografiert habe ...
... cascadeur, maris stella, le squale, manga reva, cassiopee, nevez amzer, buhez ar vro ...
und ich habe darüber nachgedacht, wie es wohl ist, ein fischer zu sein ... dem meer, dem wind und den wellen ganz nah, noch viel näher als der leuchtturmwärter, hoch oben ... regarde le ciel ...
wir sind nach pouldreuzic gefahren um einen vorrat von köstlichem cidre bei der "ciderie kerné" zu erwerben um daheim bei jedem schluck wohlig seufzen und uns an die wunderbare urlaubszeit erinnern zu können ... haben uns leckere crêpes mit caramel und fleur du sel am hafen von st. guénole schmecken lassen und uns nicht um all die kalorien geschert, die sich darin versteckt hatten ... haben am abend aus der theke der "poissonnerie" fangfrischen fisch mit "nach hause" genommen, ihn in "beurre salé" gebraten, baguette und einen kühlen muscadet dazu genossen und wohlig geseufzt ... la vie est belle ...
am kleinen hafen im ort gab es einen wunderbaren markt, mit zahlreichen köstlichkeiten, hübschem schmuck, keramik und jeder menge bretonischem flair. all die französischen sprachfetzen die sich mit den verführerischen düften und den fröhlichen farben vermischten ... savoir vivre ...
wir haben wunderschöne, malerische städte wie pont l'abbé und quimper besucht und konnten uns nicht satt sehen an all den herrlichen häuserfassaden ... hunderte fotos sind entstanden und abertausende erinnerungen haben wir mit nach hause genommen ... eine palette der allerschönsten farbtöne ... ich habe mir mehr als einmal gewünscht, das rad der zeit würde sich doch einmal etwas langsamer drehen ... as time goes by ...
und wir haben uns ganz fest versprochen, dass wir wiederkehren werden, irgendwann und hoffentlich in nicht allzu ferner zeit, an diesen wunderbaren platz am ende der welt ... au bout du monde ... es muss ja auch nicht der sommer sein ... hat doch ohne frage jede jahreszeit dort ganz bestimmt ihren ganz besonderen reiz ... und so hatte ich mir am vorletzten urlaubstag gewünscht, nach all der sonnenverwöhnten auch einmal sturmgraue zeit erleben zu können ... mein wunsch wurde mir prompt erfüllt und so konnte ich sogar ein wenig stürmische sehnsucht nach grau verhangenen himmelstagen mit nach hause nehmen ... trugarez ...
meer
wenn man ans meer kommt
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten grashalmen
soll man den faden verlieren
soll man zu schweigen beginnen
bei den letzten grashalmen
soll man den faden verlieren
und den salzschaum
und das scharfe zischen des windes
einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen
und das scharfe zischen des windes
einatmen
und ausatmen
und wieder einatmen
wenn man den sand sägen hört
und das schlurfen der kleinen steine
in langen wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen wollen
nur meer
und das schlurfen der kleinen steine
in langen wellen
soll man aufhören zu sollen
und nichts mehr wollen wollen
nur meer
nur meer
(erich fried)
... larguer les voiles ...
♥
biggi
... larguer les amarres ... das haltetau nachlassen ... larguer les voiles ... die segel schließen lassen ...